„Die Jugend von heute liebt den Luxus, hat schlechte Manieren und verachtet die Autorität. Sie widerspricht ihren Eltern…und tyrannisiert ihre Lehrer.“
So soll schon Sokrates Jugendliche charakterisiert haben. Zu weitaus differenzierteren Ergebnissen kommt die Sinus Jugendstudie von 2012. Auf Einladung des VFF referierte dazu Peter Martin Thomas, Leiter der Sinus Akademie und Mitautor der Studie in der Aula des Gymnasiums Walldorf. Wie erleben junge Menschen zwischen 12 und 17 Jahren ihre Umwelt, wie stehen sie zu Schule und Gesellschaft, welche Werte sind ihnen wichtig. Um das herauszufinden, wurden die Jugendlichen ausführlich interviewt, in ihrer eigenen Umgebung besucht.
Anhand der gewonnenen Ergebnisse identifizierten die Forscher sieben modellhafte Lebenswelten, die teilweise ineinander fließen, sich aber auch gravierend unterscheiden: das expeditive, konservativ bürgerliche, sozialökologische, experimentalistisch oder materialistisch hedonistische und das prekäre Lebensweltmodell. Anschaulich, anhand von Aussagen der Jugendlichen, ihrer Lieblingsmusik, der Ausstattung ihrer Zimmer, der bevorzugten Zeitschriften verdeutlichte er die Zugehörigkeit zu einer der Gruppen.
Sind in fast allen Modellen die Jugendlichen bereit, zu lernen und für ihren Erfolg auch hart zu arbeiten, mit deutlich unterschiedlichen Anforderungen an Lehrerschaft, Unterrichtsinhalte und -formen, so fehlt diese Bereitschaft bei den sog. Prekären. Bei diesen Jugendlichen wird die Schule nicht als Bildungsstätte begriffen, sondern bestenfalls als Treffpunkt mit Gleichgesinnten, schlimmstenfalls als Ort des Scheiterns.
Die von den Befragten zum Ausdruck gebrachten Wertvorstellungen z.B. hinsichtlich Beruf und Karriere, gesellschaftlichem Engagement, ökologischem Gewissen, Empathie, Spaß oder Risikobereitschaft stehen sich oft diametral gegenüber, doch eint fast alle der Wunsch nach Familie, Partnerschaft und Freundschaft.
„Nur wer die Heranwachsenden in ihrer jeweiligen Situation versteht, kann sie erreichen und etwas bewegen“, erklärte Herr Thomas, der es in seinem fast zweistündigen Vortrag hervorragend verstand, seine Zuhörer zu fesseln. Dafür herzlichen Dank.